Das Flipchart ist fertig und dir fällt auf: Es prangt ein Fehler mitten im Text. Ist dir das auch schon einmal passiert? Und vor allem: Lässt sich das noch korrigieren?
Du hast dich verschrieben oder die Linie, die eigentlich gerade von links nach rechts verlaufen sollte, ähnelt eher einem Weg ins Tal. Oder beim Abnehmen des Charts vom Flipchartständer ist der große Bogen Papier eingerissen oder ein Fleck ist auf dein Werk geraten?
Vor kurzem war ich im Urlaub. Ein paar Tage davor habe ich voller Tatendrang und Urlaubsmotivation neben Koffer packen, Tagesgeschäft, Vorarbeit für die Zeit meiner Abwesenheit und einiger privater Erledigungen, auch noch den Blogartikel „Flipcharts einfach gestalten: 5 Tipps für Anfänger“ mit einige dazugehörigen Social Media Posts vorgeplant.
Mitten im Urlaub hat mich eine persönliche Nachricht erreicht:
„Dir ist ein Fehler passiert. Auf dem Flipchart, dass du veröffentlicht hast, fehlt in einem Wort ein Buchstabe. Vielleicht möchtest du das ausbessern…“
Oh nein! Können, vor lauter Füße im Sand. Ich hatte nicht mehr die Möglichkeit, etwas zu ändern.
Aber du vielleicht bei deinem Flipchart.
Was am Flipchart schiefgehen kann.
- Zu wenig Platz für ein langes Wort – „Visualisierungsmöglichkeiten“ braucht eine Verlängerung am Papier.
- Rechtschreibfehler – das r hat sich verkrümelt.
- Schiefe Linien – die gerade Linie wurde zur Wellenlinie oder zum abschüssigen Weg ins Tal.
- Ein Farbtropfen von einem Flipchartmarker hat sich prominent mitten aufs Papier gesetzt.
- Das Papier ist eingerissen und dass es abreißt ist absehbar.
Was du tun kannst, wenn dir am Flipchart ein Fehler unterlaufen ist?
Tipp-Ex für Kleinigkeiten
Die kleinen rollenden Geräte sind ideal für kleine Ausbesserungsarbeiten. Bei einem m ist am Ende der Strich zu tief geraten? Dann lasse ihn durch die weiße Farbe von dem Tipp-Ex-Roller verschwinden. Aus der Ferne ist das kaum zu sehen sein. Und auch online wird das keiner bemerken.
Papier darüber
Sicher hast du noch einen Bogen desselben Flipchartpapiers. Schneide ein Stück heraus und klebe es über die Stelle mit dem Fehler. Dasselbe Papier zu nutzen ist sinnvoll, da es die unterschiedlichsten Weißtöne bei Papier gibt. Nimm zum Kleben einen Klebestift oder einen Kleberoller. Damit wellt sich das Papier nicht so, als wenn du Flüssigkleber aus der Tube nutzen würdest. Sobald du die Stelle wieder beschrieben hast, fällt es kaum noch auf. Es gibt so viel anderes auf deinem Chart zu sehen, dass die Blicke deiner Zuhörenden abgelenkt sind.
Lass es, wie es ist
Eine krumme oder unterbrochene Linie kann vielleicht sogar ein Hingucker sein. Nicht nur einmal ist habe ich erlebt, dass dadurch das Bild noch interessanter wurde, einen überraschend guten Effekt erzielt wurde oder mich das kleine Malheur mich auf neue Ideen gebracht hat. Übrigens: Probiere einmal bewusst aus, die Rahmen mit unterbrochenen Linien zu gestalten. Ich finde das ja sehr effektvoll. Finde heraus, was du dazu meinst.
Mit Schwarz ausmalen
Einen Fehler kannst du auch verschwinden lassen, indem du die Form ausmalst. Denk an einen Pfeil, der nicht so geworden ist, wie du es wolltest. Male ihn aus und du kannst dort nachbessern, wo du ihn nachbessern willst.
Neu zeichnen
Wenn dir das Chart wirklich wichtig ist und du es zukünftig noch oft verwenden willst, dann mach es einfach noch einmal. Übrigens: Die Teile, die dir gut gelungen sind, kannst du einfach mit Durchpausen auf das neue Chart holen. Falls du ein Papier verwendest, bei dem die ursprüngliche Zeichnung oder Schrift nicht gut genug durchscheint, suche dir ein großes Fenster und befestige das alte und das neue Chart daran. Durch das Tageslicht von hinten geht es mit dem Durchpausen gleich einfacher.
Klebestreifen für Risse
Wenn Flipchartpapier eingerissen ist, kannst du es sehr unkompliziert wieder zusammenfügen. Mit einem Klebestreifen. Klebe auf alle Fälle auf der Rückseite. Dann ist es kaum mehr zu bemerken.
Wie wäre es mit Vorbeugen?
An dieser Stelle stellt sich die Frage:
Wie könnte es gelingen, Fehler von vorneherein zu vermeiden?
Mir fällt dazu Folgendes ein:
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Planen des Flipcharts mit Skizzen
Wenn du vor dem ersten Strich auf dem Flipchart eine grobe Ahnung hast, was wohin soll, beugst du damit schon vielen ungewollten Strichen vor. So weißt du, für welchen Bereich du in etwa wie viel Platz benötigst. Meist reicht es schon aus, eine grobe Bleistiftskizze auf einem DIN-A4-Papier zu machen.
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Jemand anderes darüberschauen lassen
Vier Augen sehen immer mehr als zwei. Beim eigenen Werk kann man schon einmal Betriebs blind werden. Jemand, der darauf schaut und sich bisher nicht intensiv damit beschäftigt hat, wird einen möglichen Fehler schneller erkennen können.
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Eine Nacht darüber schlafen
Mit dieser Möglichkeit nutzt du ein wenig den Effekt des Außenstehenden. Am nächsten Tag schaust du noch einmal mit neutralerem Blick auf deinen Flipchart und erkennst Dinge, die du am Tag zuvor vielleicht bislang nicht gesehen hast.
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Klebestreifen und Lochverstärker schon beim Erstellen
Wenn ich Flipchart öfter verwenden möchte, hat es sich für mich als gute Idee erwiesen, die perforierte Linie ganz oben schon im Vorhinein mit Klebestreifen zu verstärken. Dasselbe gilt auch für die Löcher zum Aufhängen. Du kennst sie wahrscheinlich für die Verstärkung der Löcher von DIN-A4-Papier. Doch es gibt die kleinen Kleberinge auch in Flipchart-Größe.
Absichtliche Fehler machen – echt jetzt?!
Nicht nur durch gut gelungene Flipcharts kannst du etwas vermitteln. Auch durch einen absichtlich eingebauten Fehler kannst du deinen Teilnehmenden etwas deutlich machen. Ich gebe zu, mein Fehler, von dem ich zu Beginn erzählt habe, war versehentlich. Doch was sich daraus entwickelt hat, ist dieser Blogartikel. Und das finde ich gut. Denn ich gehe davon aus, dass er für den Einen oder die Andere hilfreich sein wird.
Ich habe noch ein anderes Beispiel für dich: in einem Präsentationsseminar habe ich die Teilnehmenden gefragt, welches aus ihrer Sicht „No-Gos“ für eine Präsentation sind. Alles, was mir genannt wurde, habe ich kreuz und quer hingekritzelt und in schwer leserlicher Schrift auf dem Flipchart notiert.
Ganz zum Schluss habe ich mit Rot das Fazit ergänzt: „Visualisierungen, wie diese“.
Fehler machen, um etwas zu demonstrieren
Damit habe ich übrigens eine Trainermethode genutzt, mit der die Teilnehmenden nachhaltiger lernen: Zeigen statt erklären.
Zurück zu den (vermeintlichen) Fehlern: Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, mit Ungewolltem auf dem Chart umzugehen. Es gibt eine Sache, die habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben habe. Die entspannteste aller Lösungen!
Erinnere dich an das Beispiel vom Anfang. Mein versehentlich veröffentlichter Rechtschreibfehler auf einem Flipchart. Die Grafik mit dem Flipchart-Fehler im Blogartikel habe ich im Nachhinein n i c h t geändert. Auch auf allen meinen Kanälen ließ ich den Fehler veröffentlicht. Ich habe mein Hoppala zum Thema gemacht, mich mit meinen Leser:innen über Fehler machen ausgetauscht und mit ihnen gemeinsam über meinen geschmunzelt.
Nimm es also mit Humor.
Ein Fehler kann jedem passieren und das ist auch okay.
Wenn dir also ein Fehler passiert, während du vor deinen Teilnehmenden bist und du gerade nichts mehr ändern kannst, dann lache darüber. Dein Missgeschick prangt jetzt ohnehin schon auf dem Papier und du kannst es nicht mehr rückgängig machen. Vielleicht erinnerst du dich sogar an eine Situation, in dem jemand anderem ein Missgeschick passiert ist und wie viel Spaß es machen kann, das Hoppala mitzuerleben. Es kann einen fröhlichen Moment für die ganze Gruppe schaffen. Nimm es also mit Humor.
Denn mal unter uns: ist es ein Flipchart wirklich wert, sich darüber zu ärgern? Schlechte Laune macht nicht ungeschehen, was nicht so gelaufen ist, wie du es wolltest. Ist es dann nicht sogar ein großartiger Moment, an deiner Fehlertoleranz zu arbeiten?
Wenn du locker und mit Humor reagierst, ist die Wahrscheinlichkeit übrigens hoch, dass dir schneller, eine – vielleicht sogar sehr kreative – Lösung einfällt, den Fehler zu beheben.
Du kannst deinen Fehler auf dem Flipchart mit ein paar Strichen in etwas anderes verwandeln. Oder du lächelst ihn mit Gelassenheit weg.
Eine meiner Leserinnen schrieb sogar, wie herrlich menschlich und sympathisch sie das fand. Da will ich jetzt mal nicht widersprechen.
Werde zum Meister – durch viele Irrtümer und noch mehr Versuche.
Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, doch ich bin überzeugt davon, dass es genau so ist:
„Der Meister ist weit öfter gescheitert, als es der Schüler je versucht hat.“
Auch Flipcharts zu gestalten, ist Übungssachen. Also wieder ran ans Chart. Lass dich nicht von ein paar kleinen Fehlern abhalten, deinen Teilnehmenden und dir mit deinen Flipcharts viel Freude zu machen und das Lernen bzw. Vortragen zu erleichtern. Und stelle deine Persönlichkeit und deinen Charme unter Beweis, wenn du deine eigenen Fehler leicht und mit Humor nimmst.
Und alles in allem: Mein Motto beim Visualisieren ist ohnedies
Es gibt keine Fehler. Nur Variationen!
Vielleicht nimmst du das auch als dein Motto beim Visualisieren. Viel Spaß beim Entdecken deiner Variationen!
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[…] mir sonst noch so zum Thema „Fehler am Flipchart“ eingefallen ist, kannst du in meinem Blogartikel „Fehler am Flipchart korrigieren – wie du es wieder geradebiegen kannst̶… […]