Worte, Worte, ohne Ende Worte. Ein Flipchart, zugepflastert mit einem Sammelsurium an Worten. So viele Worte wie Sand in der WĂŒste. Okay, das ist jetzt theatralisch. Doch du weiĂt, was ich meine.
Wenn es so viele wichtige Dinge zu erlĂ€utern oder zu erklĂ€ren gibt, fĂ€llt es manchmal schwer, fĂŒr das Flipchart den Text so zu kĂŒrzen, damit er auf das Papier passt. Mehr noch. Der Inhalt will auĂerdem so vermittelt werden, dass er gut im GedĂ€chtnis deiner Teilnehmenden hĂ€ngen bleibt.
Der Inhalt muss also eingedampft und reduziert werden. Bestenfalls so, wie bei einer guten Sauce, wo die Essenz ĂŒbrig bleibt: der gute Geschmack. Und im Fall von Flipcharts: die Essenz des Inhaltes. Alles ĂberflĂŒssige ist dann weg.
Wenn du also vor deinem Flipchart stehst und dir denkst: âDa steht viel zu viel Text darauf!â, stelle dir folgende Frage:
Wie schaffe ich es, dass ich alles Wichtige vermitteln kann und gleichzeitig keine TextwĂŒste am PrĂ€sentationschart verursache?

TextwĂŒste verhindern – so geht’s:
- KĂŒrze den Text,
- strukturieren den Inhalt und
- verbildliche viele Worte.
Das ist alles, was du dazu wissen musst. Doch so leicht wie es hier in einem Satz geschrieben ist, ist es dann doch nicht. Deshalb habe ich das fĂŒr dich noch etwas ausfĂŒhrlicher:
Text kĂŒrzen am Flipchart:

Nutze folgende Tipps, bevor du eine Gestaltungsidee entwickelst und eine Skizze machst:
- Mach dir klar, was die Hauptaussage deines Flipcharts ist. Stell dir diese Hauptaussage als Schlagzeile vor und bringe die Aussage mit einem Satz auf den Punkt.
- Erweitere die Kernaussage: Mit welchen drei SĂ€tzen wĂŒrdest du sie erklĂ€ren? Was soll hĂ€ngen bleiben?
- Frage dich: Wie wĂŒrdest du den Inhalt deines Flipcharts einem fĂŒnfjĂ€hrigen Kind erklĂ€ren?
Nutze folgende Tipps, nachdem du eine Gestaltungsidee entwickelt hast und bevor du sie aufs Flipchart bringst:
- Frage dich: Welche Worte könntest du streichen und die Aussage wÀre immer noch richtig? Finde das wirklich relevante!
- Ein Thema pro Chart: ĂberprĂŒfe, ob du wirklich nur ein Thema pro Chart aufs Papier bringst. Erwischst du dich vielleicht dabei, dass sich noch ein weiteres Thema dazu quetschen will. Dann freue dich darĂŒber! Denn ĂŒberflĂŒssiges auf diesem Chart ist vielleicht wertvoller Stoff fĂŒr dein nĂ€chstes Flipchart.
- WĂ€hle kĂŒrzere Wörter fĂŒr dieselbe Aussage. Recherchiere dafĂŒr eventuell in einem Synonymlexikon.
- Nutze AufzÀhlungen anstelle von SÀtzen.
- Lasse Artikel weg und nutze â falls ĂŒberhaupt â nur gĂ€ngige AbkĂŒrzungen, die deine Teilnehmenden auch verstehen. Anstelle von âNehmt das Buch, das Papier und den Computer und fasst den Inhalt âŠâ lieber âNehmt Buch, Papier und PC. Fasst den Inhalt âŠâ Wo wir gerade dabei sind:
- FĂŒllwörter streichen, wie âund, doch oder nurâ. Denn: FĂŒllwörtern fĂŒllen meist nur.
- Lies den Inhalt laut. Wenn du den Inhalt siehst und gleichzeitig hörst, fallen dir weitere Möglichkeiten auf, den Text zu kĂŒrzen.
Ăbung: Setze deinem Verstand eine Grenze.
Dein Verstand ist ein TĂŒftler: Er will Probleme lösen. Wie wĂ€re es dann, wenn du ihm eine Freude machst?
Folgende Herausforderungen fĂŒr kĂŒrzere oder kreativere Flipcharttexte könntest du ihm servieren:
a) Sag das, was aufs Chart soll, in 10 Wörtern. Dann in 5 und schlieĂlich in 3.
b) Sag dasselbe noch einmal in anderen Worten.
Inhalt strukturieren am Flipchart:

Nutze folgende Tipps fĂŒr dich:
- Unterteilen deine Texte mit Rahmen, durch Farben um Textblöcke und durch AbsÀtze.
- BĂŒndeln Fakten fĂŒr die Nutzung in Textboxen.
- Mach dir zuerst eine Skizze, damit du schon vor dem Gestalten auf dem Papier weiĂt, ob es eng werden könnte.
Worte verbildlichen am Flipchart:
So kannst du vorgehen, um mehr Bilder auf dein Flipchart und deine PrÀsentation zu bringen.
Nutze dafĂŒr folgende Tipps fĂŒr dich:
- Frage dich: Welche der Inhalte könntest du anstelle mit vielen Worten auch mit wenigen Bildern darstellen? Kurz gesagt: Welche Worte kannst du durch Bilder ersetzen?
- Nutze die Vielzahl der Bildarten: Symbole (Icons), Tabellen, AufzÀhlungen, Grafiken, Sprechblasen und Pfeile.
Ich zeige dir, was ich meine.
Beispiel „Wie das Gehirn funktioniert“:
Ich könnte dir jetzt ausfĂŒhrlich erklĂ€ren, dass es im Gehirn eine rechte und eine linke GehirnhĂ€lfte gibt und dass die linke Seite die analytisch-strukturierte Seite und die rechte Seite die intuitiv-verknĂŒpfende Seite ist. Dass also eine Seite die „Seite der Worte“ und die andere Seite die „Seite der Bilder“ ist. Wenn beide GehirnhĂ€lften gleichzeitig angesprochen werden, passiert Magie, was in der „Dual-Coding-Theorie“ beschreiben wird und blablabla …
Oder ich zeige dir dieses Flipchart aus dem Flipchartkurs.

Hier habe ich unzÀhlige Worte durch Bilder ersetzt und durch Rahmen und Pfeile den Blick gelenkt. Das meine ich mit dem Verbildlichen.
Variante 1: Nur ein Bild – ohne Worte – nutzen
Zum Anregen der Gedanken kann das reine Nutzen eines Bildes ideal sein. Mach dir allerdings bewusst, dass es deine Anwesenheit benötigt, um eine Darstellung ohne geschrieben Worte zu nutzen. Es wird also kein Flipchart sein, das selbsterklĂ€rend ist. Eher eine Visualisierung, die ein AnstoĂ fĂŒr eine Diskussion, ein Brainstorming oder eine Reflexion ist. Oder, wie das Flipchart vom Gehirn, eine UnterstĂŒtzung eines verbalen Themeninputs durch begleitenden Bildern.
Doch Vorsicht vor BilderrĂ€tseln. Meistens braucht es mehr, als ausschlieĂlich ein Bild. Dann ist die zweite Variante geeignet.
Variante 2: Wort-Bild-Kombinationen
Um BilderrÀtsel zu verhindern, nutze Wort-Bild-Kombinationen. Hier wird beides genutzt: Ein Wort und ein Bild, die gemeinsam die Bedeutung deutlich machen.
Angenommen, du wÀhlst das Bild mit drei Figuren. Um deutlich zu machen, worum es dir geht, ergÀnze es mit einem Wort.

Bilder oder Wort-Bild-Kombinationen fĂŒr das eigene Thema zu finden, kann eine Herausforderung sein. Dabei ist es unglaublich hilfreich, mit anderen zu brainstormen und weitere BildvorschlĂ€ge zu bekommen. Das ist ĂŒbrigens so beliebt in meinen Kursen, dass es im brandneuen Flipchart-Club extra reservierte Zeit in den Live-Meetings dafĂŒr gibt.
Was kann ich tun, wenn diese Tipps zum KĂŒrzen von Texten am Flipchart noch nicht reichen?
Lieber kein Flipchart nutzen, sondern eine andere Methoden wĂ€hlen. âšEtwa eine Agenda mit DIN A4 am Whiteboard oder zum Wiederholen, reflektieren oder als Lernpfad im Raum.
Viel Text nutzen. Aber nur zusÀtzlich. Auf einem ergÀnzenden Handout zum Beispiel.
Frage andere: Wenn du das Sandkorn vor lauter TextwĂŒste nicht mehr siehst, lasse jemanden aus der thematischen Distanz darauf schauen. Die Person ist nicht im Thema und schaut unvoreingenommen darauf.
Schlafe eine Nacht darĂŒber. Das Erstellen von Inhalten und das KĂŒrzen oder Korrigieren sind in unterschiedliche Gehirnregionen zu Hause. Und wenn du mit einer bestimmten Frage Pause machst, arbeitet der Verstand weiter an der Lösung des Problems. Denn das möchte er hinbekommen. Du erinnerst dich. Er ist ein TĂŒftler.
Sei geduldig mit dir: Flipcharts mit Essenz brauchen Ăbung. Mit jedem Chart wird es dir leichter fallen.
Hier zum Abschluss meine 7 Top-Tipps, um Flipcharttexte zu kĂŒrzen und TextwĂŒsten zu verhindern.
- Mach dir klar, was die Hauptaussage deines Flipcharts ist.
- Ăberlege, welche Worte wegkönnen, ohne die Aussage zu verĂ€ndern.
- Nutze AufzÀhlungen anstelle von SÀtzen.
- BĂŒndle Inhalte und unterteile den Text mit Rahmen, Textblöcken und Farbe.
- Nutze Bilder oder Wort-Bild-Kombinationen.
- Lagere Texte aus, auf die du nicht verzichten willst.
- Schlafe eine Nacht darĂŒber oder frage andere, was du noch weglassen könntest.
Georg Wilhelm Exler hat einmal gesagt:
âKompetenz zeigt sich in Einfachheit.â
In diesem Sinn: Fordere deinen Verstand beim Vereinfachen und KĂŒrzen heraus, hab SpaĂ beim Gestalten und zeige durch die (vermeintlich) einfache Darstellung auf deinem Flipchart deine Kompetenz.
Denn TextwĂŒsten gehören ab sofort zu deiner Flipchart-Vergangenheit.






